Firmengeschichte

HEINRICH KÖHLER – GELEBTE PHILATELIE

Nur wenigen Männern verdankt die deutsche Philatelie so viel wie Heinrich Köhler – sowohl in seiner Eigenschaft als Prüfer wie auch als Juror und Auktionator. Den jungen Menschen Heinrich Köhler, geboren am 24. März 1881 in Darmstadt, reizte schon die Möglichkeit, die Welt im Großen und im Kleinen über die Briefmarke kennenzulernen.

Der Sohn des zu seiner Zeit gefeierten Opern-Bariton Bernhard Köhler ging dann in Köln bei dem angesehenen Briefmarkenhändler August Drahn in die Lehre und führte für ihn bald zeitweise die Geschäfte. Nach Studienaufenthalten in Italien, Großbritannien, den USA und einer abenteuerlichen Expedition in das damals kaum zugängliche Nicaragua, wo er die Goldminen seines Onkels übernehmen sollte, kehrte er schließlich, seiner Frau Anna zuliebe, nach Europa zurück.

Hier begründete er zusammen mit Gérard Gilbert im Jahre 1904 das berühmte Briefmarkenhaus Gilbert & Köhler in der Rue de Peletier in Paris (aus diesem Jahr stammt auch das abgebildete Porträt). 1908 fand vom 1. – 4. Juni im Hotel Drouot, Saal Nr. 9, die erste Versteigerung des Hauses Gilbert & Köhler statt. Zur Versteigerung kam die Sammlung G. Koch.

1913: GRÜNDUNG AUKTIONS­HAUS HEINRICH KÖHLER

Am Mittwoch, den 23. April 1913, 14:30 Uhr war es soweit: Der festliche Saal des Künstlerhauses der Bellevuestraße in Berlin füllt sich mit Menschen. Eingeweihte und Neugierige wollen die Sensation des Tages miterleben.

WELTWEITE ANERKENNUNG UND AUSZEICHNUNG

Bereits diese erste Auktion war für Heinrich Köhler und das durch ihn begründete Auktionshaus ein außerordentlicher Erfolg. Eine neue erlesene Adresse der Weltphilatelie war ins Leben gerufen – und die Firma florierte in der Folgezeit. Die berühmtesten Sammler ihrer Zeit, Philippe de la Renotière von Ferrari, Baron Rothschild und Agathon Fabergé, der extravagante Hofjuwelier des russischen Zaren, besuchen ihn in Berlin. Viele weitere große Sammler werden seine engen persönlichen Freunde: Gaston Nehrlich, Alfred Lichtenstein, Konsul Weinberger und Oberländer. König Georg V. und Carol II. von Rumänien sind illustre Gäste und Kunden des Heinrich Köhler-Auktionshauses. Nicht ohne Grund – die meisten großen Sammlungen der damaligen Zeit wurden durch Heinrich Köhler versteigert.

Heinrich Köhler erfuhr weltweite Anerkennung und war Mitglied bedeutender internationaler Organisationen, so des Expert Committee der Royal Philatelic Society London (RPSL). Auch zeichnete er die „Roll of Distinguished Philatelists” in England – eine Auszeichnung, die ihm, nach Dr. Herbert Munk, als zweitem Deutschen zuteil wurde.

Die Machtübernahme des Nationalsozialismus bedeutete einen gewaltigen Einschnitt in das Wirken Heinrich Köhlers – das internationale Publikum blieb fortan weitgehend fern. Dennoch konnte er bis Kriegsbeginn und auch noch in den ersten Jahren des Weltkrieges bedeutende Auktionen durchführen – doch es war nicht mehr seine Zeit. Sein Tod am 21. Juni 1945 war ein großer Verlust für die deutsche und internationale Philatelie. Auf 116 Auktionen mit unzähligen Glanzstücken konnten er und die philatelistische Weltöffentlichkeit zurückblicken, als er verstarb.

1949: HEINRICH KÖHLER-AUKTIONSHAUS IN WIESBADEN

TOD HEINRICH KÖHLERS UND GESCHÄFTSÜBERNAHME

Mit dem Tode Heinrich Köhlers war – kaum möchte man es erwähnen vor dem Hintergrund der weltgeschichtlichen Ereignisse, die seinen Lebensabend überschatteten – eine Epoche der Philatelie und der philatelistischen Auktionen zu Ende gegangen.

Die Witwe Anna Köhler, wenig später bereits unterstützt von der Tochter Henriette Schmidt-Köhler, übernahm dennoch das in vielerlei Hinsicht schwere Erbe und entschloss sich, das Heinrich Köhler Auktionshaus weiterzuführen.

 

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BESCHLAGNAHMUNG UND UMZUG

Berlin war zerstört. 1948 wurde das Stammhaus in der Friedrichstr. 166 beschlagnahmt. Den Firmensitz verlegte Anna Köhler nach Wiesbaden, dorthin gab es familiäre Verbindungen. Am 19. Mai 1949 konnte dann endlich die 124., die erste Heinrich Köhler-Auktion im Nassauer Hof in Wiesbaden, stattfinden – ebenso Beginn einer neuen Ära des Auktionshauses wie bewusste Fortsetzung einer Tradition, in der Deutschland für andere Werte stand als die zwischen 1933 und 1945 verkörperten.

 

Die ersten Auktionsjahre in Wiesbaden ließen die Firma wieder an frühere Erfolge anknüpfen. Hans Schmidt, Ehemann von Anna Köhlers Tochter Henriette, leitete die Geschäfte und wurde dabei von seiner Frau Henriette Schmidt-Köhler tatkräftig unterstützt. Am 8. April 1954 verstarb Anna, die Frau Heinrich Köhlers, ein Jahr später am 27. Mai 1955 Henriettes Mann, so dass Henriette Schmidt-Köhler nun erst einmal allein "ihren Mann" stehen und sich als Auktionatorin bewähren musste.

 

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1957 lernte Henriette Schmidt-Köhler den Deutschamerikaner Ludlow C. Grosse kennen und schätzen. Nach Verlobung und Heirat im gleichen Jahr führte sie — nun hieß sie Henriette Grosse-Köhler — gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann, der ebenfalls ein namhafter Philatelist war, das Auktionsgeschäft erfolgreich weiter. Die Folgen eines späteren Autounfalles ließen sie knapp zehnt Jahre später daran denken, das Auktionshaus in andere Hände zu geben, zumal beide kinderlos waren. Mit der 185. Auktion vom November 1966 endete die Phase des Auktionshauses Heinrich Köhler im Familienbesitz.

 

Am 1. Juni 1967 gliederte der bei Übernahme erst 26jährige Jung-Auktionator Hartmut C. Schwenn das Traditionshaus seinem Unternehmen ein und überließ die Leitung des Wiesbadener Hauses kurze Zeit später Volker Parthen, der bereits seit 1965 bei Schwenn als studentische Aushilfe gearbeitet hatte. Parthen verzichtete auf eine weitere universitäre Ausbildung — als studierter Betriebswirt hatte er eigentlich vor, noch Wirtschaftsprüfer zu werden — und stürzte sich statt dessen in die verantwortungsvolle Aufgabe, das Auktionshaus neu auszurichten und globaler aufzustellen. Als Hartmut C. Schwenns Firmenimperium 1970 in unerwartete wirtschaftliche Turbulenzen geriet, griff Volker Parten zu und sicherte sich das Wiesbadener Auktionshaus Heinrich Köhler, — dieses Mal nicht nur als Geschäftsführer, sondern als neuer Besitzer.

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1970 — DIE EPOCHE VOLKER PARTHEN

1970 übernahm Volker Parthen das Auktionshaus Heinrich Köhler als Alleininhaber. Von Anfang an führte Volker Parthen die Firma im Sinne des Gründers weiter. Durch sein fundiertes philatelistisches Wissen, durchdachtes Marketing auf Augenhöhe der Zeit und die engen Kontakte, die er über Jahrzehnte mit den großen Sammlern seiner Zeit pflegte, erreichte er es, dass die Firma Heinrich Köhler mit der Versteigerung vieler großen Sammlungen betraut wurde – so u.a. „Danzig” von Bernard A. Henning, Chicago und „Deutsche Auslandspostämter und Kolonien” von Rolando Fuchs, Buenos Aires.

Mit den „Altdeutschen Staaten” von John R. Boker, Jr., New York erlebte das Heinrich Köhler Auktionshaus unter Parthens Ägide dann einen besonderen Höhepunkt und meldete sich endgültig in der Weltspitze der Philatelie zurück.

Der deutschstämmige Industrielle und Anlageberater John R. Boker jr. hatte über vier Jahrzehnte hinweg gezielt die Juwelen altdeutscher Philatelie erworben. Sein Maßstab lautete schlicht: Von jeder Briefmarkenausgabe der Deutschen Staaten vor 1870 das beste existierende Stück aufzunehmen – Briefmarken in höchstklassiger Erhaltung, maximale Einheiten, klarste Stempel.

John R. Boker jr. und Volker Parthen kannten einander seit 1972. Als Boker seine Schätze dem Haus Heinrich Köhler anvertraut, reagiert Parthen mit dem einzig richtigen Konzept: Er verteilt die einmalige und unwiederbringliche Sammlung über mehrere Jahre auf Sonderauktionen, die ausschließlich den Stücken von John R. Boker gewidmet werden. So vermied man es, den Markt kurzfristig zu überlasten. Der Auktionserfolg überstieg alle Erwartungen.

Schon die erste Auktion am 16. März 1985 brachte in Wiesbaden den höchsten Preis, der weltweit jemals für eine Briefmarke gezahlt wurde: Der Brief mit dem legendären „Baden Fehldruck” 9 Kreuzer schwarz auf grün erzielte einen Zuschlagspreis von 2.300.000 DM (1.176.000 EUR).

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21. JAHRHUNDERT — SPITZENPHILATELIE UNTER DIETER MICHELSON

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Im Jahr 2002 konnte das Haus Heinrich Köhler mit Dieter Michelson einen der international profiliertesten Berufsphilatelisten der jüngeren Generation für seine Führungsposition gewinnen. Das älteste deutsche Briefmarken-Auktionshaus konnte sofort von den zwei Jahrzehnten Branchenerfahrung und den internationalen Verbindungen profitieren, die Dieter Michelson in das Haus einbrachte.

So eröffnet man den Einlieferern heute einen noch breiteren Interessentenkreis. Zugleich können Interessenten und Käufer auf ein Markenangebot zugreifen, das neben der unvergleichlichen Substanz, die das Haus immer wieder anzubieten versteht, an Vielfalt und Exotik hinzugewonnen hat.

Das Traditionsauktionshaus für das 21. Jahrhundert so aufzustellen, dass es seine Position als eine der führenden Adressen der Weltphilatelie nicht nur sichert, sondern ausbaut, das ist die große und spannende Herausforderung, die Dieter Michelson für Heinrich Köhler aber auch für die gesamte Branche der Philatelie einbringt. Dafür hat er die Maxime ausgegeben: Tradition und Innovation.

HEINRICH KÖHLER BRIEFMARKEN AUKTION
So begreift er es beispielsweise nicht als Widerspruch zur „guten alten Zeit”, wenn die Philatelie sich ins Internetzeitalter begibt – ein Weg, der unter seiner Führung besonders im Bereich der Online-Auktion energisch forciert wird –. Er versteht dies als konsequente Fortsetzung des von Geburtsstunde an völkerverbindenden, kosmopolitischen Geistes im Sinne Heinrich Köhlers.

Gleichzeitig schätzt und verkörpert Dieter Michelson – wie vor ihm Heinrich Köhler und Volker Parthen – die Kultur der persönlichen Begegnung und Nähe zu Kunden, Geschäftsfreunden und philatelistischen Partnern.

So ist es vielleicht auch kein Zufall, dass gerade unter seiner Führung im Jahre 2006 die aufsehenerregende Versteigerung der Simon Wiesenthal-Sammlung stattfand. Denn wie sonst selten bei einer Sammlung überragte hier der „innere Wert” – die menschlich großartige Geste der Versöhnung – den äußeren. Und das in einer Weise, dass die unvorhergesehen sensationellen Ergebnisse wie eine Verbeugung der Käufer vor der großartigen Persönlichkeit des Sammlers wirkten – ein Erfolg ganz nach dem Geschmack Dieter Michelsons und des Hauses Heinrich Köhler, wie er es vor Augen hat.